Vor mehr als 52 Jahren erregte die Firma NSU (heute AUDI) mit einem neuen Automobil auf der IAA in Frankfurt im Jahr 1967 Aufsehen. Damals wurde der Grundstein für den Werbeslogan „Vorsprung durch Technik“ gelegt und die Fachzeitschriften jubelten ,,Das Wunderauto von NSU". Der Ro 80 erblickte nach fast sechs Jahren Entwicklungszeit die Welt und sollte immerhin zehn Jahre lang gebaut werden. Stephan aus Schermbeck besitzt so einen Ro 80 und weiß, was das Besondere an diesem Wagen ist.
Bis 1967 hauptsächlich als Zweiradund Kleinwagenbauer bekannt, war es für NSU nicht leicht, dieses Image loszuwerden und in der gehobenen Mittelklasse ernst genommen zu werden. Der Ro 80 sollte das ändern mit einer völlig neuen und mutigen Technologie.
Unter einem keilförmigen Kleid, entworfen von Automobildesigner Claus Luthe, wurde ein Zweischeiben-Wankelmotor verbaut. Den zur damaligen Zeit schon bewährten Hubkolbenmotoren sagten Experten ein schnelles Ende voraus, welches aber nicht eintrat. Der Wankelmotor hatte nämlich seine Probleme, wie etwa einer zu großen Abnutzung der Dichtleisten. „Deshalb erinnern wir uns“, so erzählt Stephan, „heute weniger an einen NSU mit tollen Fahreigenschaften, außergewöhnlichem Raumkonzept und nahezu erstklassiger Karosserie, sondern an einen Ro 80 mit empfindlichem Wankelmotor.“ Dennoch war das Konzept des Kreiskolbenmotors von Erfinder Felix Wankel (1902 bis 1988) revolutionär und wurde bis 2012 in Lizenz bei Mazda verbaut, zuletzt im RX-8.
Stephan erstand seinen Ro 80 im Mai 2009. Mit einem Radstand von 2,86 Meter war der NSU ein echtes Langstreckenauto. Deshalb kauften ihn aufgrund der sehr guten Fahreigenschaften und Federung viele Vertreter und andere Berufsreisende. Außer dem 115 PS starken Wankelmotor besitzt der Ro 80 eine weitere Besonderheit: Das Getriebe. „Das Getriebe hat, wie ein klassisches Automatikgetriebe „einen Drehmomentwandler, gleichzeitig aber auch eine ganz normale Kupplung, wie man sie vom Schaltwagen kennt. Halbautomatik heißt, dass ich zwar ganz normal schalte, aber nicht kuppeln muss“, erklärt Stephan. „Sobald ich den Schalthebel bewege, öffnet die Automatik die Kupplung. Ebenso wird beim Anhalten ausgekuppelt, damit der Motor nicht abstirbt. Beim Anfahren überträgt dann der Wandler die Leistung. Nach kurzer Zeit wird das Schalten zur Routine und die drei Gänge lassen sich auf Anhieb finden.“
Dass Stephans Ro 80 kein reines Museumsstück ist beweist das Foto, aufgenommen im New Forest Nationalpark im Süden Englands im September 2019. Der MarathonblauMetallic farbige Lack kommt selbst bei englischem Wetter schön zur Geltung und der NSU Ro 80 hat die fast 700 km lange Strecke auf eigenen Achsen bewältigt.
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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