In der heutigen Ausgabe unserer Kolumne stellen wir Ihnen eine Kugel vor, die nicht an den Weihnachtsbaum gehängt wird, in manchen Fällen aber neben diesem steht: Die BMW Isetta, auch bekannt als Knutschkugel. Oldtimerfreund Wilhelm erzählt, warum er diesem Oldtimer zur Weihnachtszeit gerne in seinem Wohnzimmer Unterkunft gewährt.
Wilhelms Isetta aus dem Jahr 1961 lässt schnell die Besonderheit dieses Fahrzeugmodells erkennen. "Man steigt nicht wie bei den meisten Autos über die Seite ein, sondern die komplette Front ist eine Tür", erklärt Wilhelm. Die Tür und das Lenkrad werden dabei zur Seite geklappt und schon können zwei Erwachsene Platz nehmen.
Die Isetta war eigentlich eine Idee des Kühlschrankherstellers Iso Rivolta. Der hatte bereits ca. 17.000 Stück produziert, bevor bei BMW ab 1957 unter Lizenz ca. 200.000 Stück vom Band rollten. Im heutigen Sprachgebrauch eine Win-WinSituation für BMW und für die Isetta: BMW, nach Ende des Krieges nur als Hersteller von Motorrädern und den Oberklasselimousinen ,,Barockengel“ präsent, konnte in den Markt der Leichtfahrzeuge einsteigen und Messerschmitt Kabinenroller und Goggomobil Paroli bieten, während die Isetta von der Erfahrung der bayrischen Motorenwerke im Motorradbau profitierte.
Der leicht modifizierte Viertakt-Motorradmotor aus einer BMW R 25 sitzt auf der rechten Seite hinter einer Klappe und bringt bei Wilhelms Isetta bei 300 ccm satte 13 PS auf die Straße. Die Idee, möglichst vielen Verkehrsteilnehmer ein mobiles Dach zu geben, brachte auch den Erfolg für BMW und die Isetta. Auf einmal konnte man mit seiner Liebsten zu zweit an den Strand nach Holland fahren oder sogar in den Urlaub über die Alpen nach Italien. Zu zweit, nebeneinander. Und wegen des niedrigen Preises konnte sich auch der "kleine Mann" ein Auto, bei BMW „Motorcoupé“, leisten. Dieses Wirtschaftswunder prägte die Isetta mit.
Aber warum steht nun Wilhelms Isetta neben dem Weihnachtsbaum? Wilhelm schmunzelt: "Neben dem Spitznamen 'Knutschkugel' kenn ich noch einen anderen Kosenamen für meine Isetta. Weil die Fahrertür beim Offnen schräg nach oben geschwenkt wird, nennt man sie auch scherzhaft 'Weihnachtsauto' - Ihr kennt doch das Weihnachtslied 'Macht-hoch-dieTür'?!" Das geben die Oldtimerfreunde Schermbeck zu, einen Oldtimer neben das Symbol für neues Leben zu stellen, ist sehr passend. Viele Oldtimer wurden schon vom Rost befreit, um ein neues Leben auf den Straßen zu beginnen.
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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