Jan-Simon ist zwanzig. Er liebt alte Autos. Wie es dazu kam? Er erinnert sich daran: In meinem Fall ist nicht der Vater oder Opa verantwortlich für die Oldtimer-Leidenschaft. Stattdessen brachte mich ein anderes Hobby dazu: der Katastrophenschutz. Neben diversen anderen Autos mit blauen Lampen auf dem Dach habe ich 2008 in der Fahrzeughalle der Weseler Malteser einen coolen alten VW-Bulli erblickt, der schon seit Ende der 1980er Jahre bei den Maltesern im Einsatz war, also länger als ich lebe.
Bei diesem Einsatzfahrzeug handelte es sich um einen VW T3 aus dem Baujahr 1989, der aus einem 1700er Reihenvierzylinder immerhin zarte 57 PS holt, welche dank eines 5-Gang-Getriebes aber immer noch recht ordentlich auf die Straße gebracht werden können. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen hatte der kleine tapfere Diesel noch keine 54.000 Kilometer auf der Uhr und auch sonst präsentierte sich das Fahrzeug wie frisch aus dem Ei gepellt.
Für mich ein sicheres Zeichen dafür, dass die regelmäßige Fahrzeugpflege bei den Maltesern nicht nur für die Kameradschaft gut ist. Irgendwann Ende 1980 war dieses Fahrzeug durch das Land Nordrhein-Westfalen als "Hilfskrankentransportwagen" (HKTW) für den Katastrophenschutz angeschafft worden und ist deshalb auch mit diversen Vorrichtungen für diesen - hoffentlich nie eintretenden - Ernstfall ausgestattet. Es gibt vorne drei Sitzplätze und hinten weitere Sitzbänke. Diese können mittig geteilt aufgeklappt werden, um so Platz für zwei Lagerungsgestelle für Krankentragen zu schaffen.
Alles in allem also das perfekte Fahrzeug, um kleine oder große Einsätze zu begleiten. Nachdem ich, den "Lappen" in der Tasche hatte, war der Bulli das zweite Dienstfahrzeug, das ich fahren durfte. Keine Servolenkung, ABS-freie Trommelbremsen rundherum, erste Gang unten links und der weit hinten im Heck tuckernde Diesel - Eine Erfahrung im Wortsinn. Aber egal ob Sanitätsdienst bei Reitveranstaltungen im unwegsamem Gelände oder Materialtransport bei einem Alarmeinsatz mitten in der Nacht: Der Bulli dieselte sich durch und hat mich immer zuverlässig in den Einsatz und wieder nach Hause gebracht.
Bis 2016 lief der Bulli als "Mädchen für alles" dort, wo er 1989 in Dienst gestellt wurde. Nun genießt er sein Rentnerdasein bei einem Sammler und träumt vielleicht genauso von gemeinsamen Einsätzen wie ich manchmal.
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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