Aus der Reihe "Die Schätze der Oldtimerfreunde Schermbeck" stellen wir Ihnen heute einen Ford Taunus P2 Turnier vor. Nicht viele Fahrzeuge bekamen eine eigens komponierte Werbemelodie, der Ford Taunus 17M bekam aber genau das zur Veröffentlichung im Jahre 1957. Gitta Lind besang damals im Kölner Stadtwald Restaurant den Ford mit "Fahren auch Sie den neuen Taunus, fahren auch Sie den 17M! Er ist in allem ja so komfortabel und man fährt sicher und bequem."
Seit 1955 arbeitete man im Kölner Ford-Werk an einem Nachfolger des unter dem Spitznamen "Weltkugel" bekannten Taunus 15M. In der Zentrale von Ford in Detroit designten die Mitarbeiter ebenfalls ein neues Fahrzeug, das so im Grundkonzept in Köln in Produktion gehen sollte. Als ahnten die Designer aus den USA das deutsche Wirtschaftswunder voraus, sollte der neue Ford Taunus 17M auch im Vergleich zum Vorgänger deutlich größer ausfallen. Zum Glück ließ es sich der damalige Leiter der Ford-Werke in Köln nicht nehmen, einige Details der reichlich verzierten Karosserie aus Detroit selbst zu interpretieren und zusammen mit seinen Mitarbeiter ein wenig einzudeutschen'. Trotzdem blieb der üppige Chromschmuck - in dieser Art einmalig bei deutschen Autos - und ein nach vorne geneigter Bug. Genau wie die bei typisch amerikanischen US-Straßenkreuzern zu findenden Heckflossen. In der Presse wurde dies abfällig gelegentlich mit dem Begriff "Gelsenkirchener Barock" bezeichnet.
Ein Problem hatten allerdings die deutschen Ingenieure: Durch die größere Karosserie und die bessere Ausstattung wurde der neue Taunus schwerer als sein Vorgängermodell. Um wenigstens die gleiche Fahrleistung wie der 15 m zu erreichen, wurde bei dem Taunus 17M der Motor um 220 ccm aufgebohrt, damit 5 PS Mehrleistung und mehr Drehmoment zur Verfügung standen. Der Ford Taunus P2 Kombi de Luxe von Gabi und Jürgen hatte einen Neupreis von 7.550,- DM. Ihr Oldtimer hat einen 1.7 Liter Motor mit 44 kW (ca. 60 PS). Da der Taunus 17M P2 schnell von der Bildfläche in Deutschland verschwand, u. a. wegen seiner Rostanfälligkeit, ist die Ersatzteilsuche heute eine echte Herausforderung. Gleichzeitig wirkte der Kombi unter dem Namen Turnier für den Geschmack der späten 1950er" eher altmodisch. Daher zählt er heute als absolute Rarität. Jürgen schwärmt weiter: "Schon als Kind begeisterte mich eine Lenkradschaltung und deshalb wollte ich irgendwann auch sowas fahren. Mit fünfzig fing ich an zu suchen..." Als er dann in Köln, der Mutterstadt des Ford Taunus 17M, seinen Liebling erspähte, begeisterte ihn die geteilte Heckklappe und der amerikanische Style. Nach mehr als 1 1/2 Jahren zum Teil kreativen "Bastelarbeiten" kann er nun die Früchte seiner Arbeit genießen, erzählt er stolz. Da nun auch sein Fahrzeug der Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes (deutsche Amtssprache) dient, unternimmt er gerne ausgedehnte Fahrten mit anderen Oldtimerfahrern im Kreis Wesel.
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
bei meinWesel veröffentlicht