Zum Jahresende stellen wir in dieser Kolumne einen Oldtimer vor, der von Opel im Jahr 1939 mit dem Slogan „Der Wagen für die Welt“ angepriesen wurde. Ein Traumwagen für die Angehörigen des gehobenen Bürgertums. Doch dann kam der 2. Weltkrieg und viele „Opel Kapitäne“ wurden von der Wehrmacht requiriert. Den damaligen Besitzern blieb oft nur die Erinnerung an ihren Wagen, der elegant, modern und dabei doch vernünftig und solide war. Der Wagen galt und gilt als außergewöhnliches Schmuckstück, dessen Geschichte wie kein anderes Automobil den Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg des deutschen Bürgertums so klar symbolisiert.
Der 1938 vorgestellte Opel Kapitän war in drei Ausführungen erhältlich: Als viertürige Limousine, als zweitürige Limousine und als zweitüriges Cabriolet. Die mit der Werksbezeichnung „LZ“ versehene zweitürige Limousine verkaufte sich zwischen 1938 und 1940 gerade einmal 3.422 Mal und ist heute die seltenste Ausführung des Opel Kapitäns. Eine Neuerung gegenüber seinem Vorgänger „Super 6“ ist die damals hochmoderne selbsttragende Karosserie mit amerikanisch anmutender Linienführung, bei der die vorderen Kotflügel bis in die vorderen Türen hinein „auslaufen“ und die extravaganten sechseckigen Scheinwerfer. Doch nicht nur optisch, auch technisch repräsentiert der Kapitän alles, was der Automobilist der späten 1930er Jahre sich erträumen konnte: Zwei Scheibenwischer – mechanisch von der Nockenwelle angetrieben, Uhr, Tachometer mit Kilometerzähler, Tankuhr, Kontrollleuchten für Scheinwerfer, Fahrtrichtungsanzeiger, Öldruck, Ladestrom der Batterie und Kühlwassertemperatur sowie einem kombinierten Lenk- und Zündschloss.
Neben all diesen technischen Besonderheiten der damaligen Zeit, zeigt sich der Kapitän jedoch auch als äußerst komfortables Fahrzeug mit verstellbaren Vordersitzen und Sonnenblenden, geschlossenem Handschuhfach, Rückspiegel, zugfreier Belüftung und selbstständige einschaltender Innenraumbeleuchtung. Nach nicht einmal ganz zwei Jahren wurde die Produktion des Opels Kapitän kriegsbedingt eingestellt. Eleganz und Luxus waren „out“, jetzt waren Dreitonner Opel Blitz mit Allradantrieb gefragt. Doch in den Köpfen der Menschen blieb das Bild des großen Opel erhalten und nur drei Jahre nach Kriegsende wurde die Produktion des nur minimal veränderten Opel Kapitän wiederaufgenommen. Lediglich fünf der zweitürigen Limousinen sind dem jetzigen Besitzer und der Alt-Opel IG deutschlandweit bekannt. Das Fahrzeug von Doris und Dieter wurde im Dezember 1939 in Dänemark erstmals zugelassen und überlebte dort den Krieg. 1987 wurde der schwarze Kapitän wieder nach Deutschland importiert und von seinem dritten Besitzer über vier Jahre lang vollständig restauriert. Nachdem der Opel noch drei Mal den Besitzer gewechselt hatte, fanden die Beiden ihn in Eschweiler bei Aachen und sind seitdem nicht nur regelmäßig zum Benzingespräch bei den Clubabenden der Oldtimerfreunde Schermbeck e.V., sondern deutschlandweit zu Oldtimertreffen unterwegs.
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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