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Kenn Sie noch diesen Holländer, der sich immer so komisch anhörte? Nein, wir meinen nicht den Showmaster Rudi Carrell, sondern einen DAF. Vielen dürften die Marke DAF als LKW bekannt sein, aber in den 60er und 70er Jahren produzierten die Brüder van Doorne auch PKWs unter dieser Marke, sehr erfolgreich übrigens. Nicht zuletzt durch eine außergewöhnliche Antriebstechnik, die das Fahren besonders komfortabel machte.

Im Land der Windmühlen und des Käses hatten nämlich die findigen Niederländer eine technische Besonderheit als Argument im Ärmel: Das geniale stufenlose Getriebe namens Variomatic. Jeder Wagen von der „Van Doorne`s Automobiel Fabrick“ (DAF) produziert wurde hatte eine vollautomatische Kraftübertragung, wie es sie bisher noch an keinem anderen Auto gab. Dieser Antrieb macht das Autofahren etwa so einfach wie Autoscooter fahren auf der Kirmes. Der Fahrer braucht sich nicht mit einem hakeligen Getriebe zu plagen, er muss sich lediglich zwischen zwei Pedalen und zwei Richtungen entscheiden: Gas oder Bremse nach vorn oder zurück. Alles andere übernimmt die vollautomatische Variomatic. Die Hände können also am Lenkrad bleiben. Was bei flotter Kurvenfahrt auch dringend zu empfehlen ist.

So liebt es auch Hans-Günther, der mit seinem DAF 55 aus dem Jahr 1969 unterwegs ist. Hans-Günther ist besonders stolz, dass seine Automatik ihn nämlich vor allem Bösen bewahrt, das ein Fahrer einem Motor antun könnte: Abwürgen, Überdrehen, Fahren im falschen Gang. Alles dies ist durch die Variomatic fast unmöglich. Denn im Gegensatz zu den heute verbreiteten Getriebeautomaten arbeitet die Variomatic nicht mit einem hydrodynamischen Drehmomentwandler und einem Stufengetriebe, sondern mit zwei Flachriemen, die auf konischen Riemenscheiben laufen, und einer mechanischen Reibungskupplung. Deshalb hört sich der Wagen beim Beschleunigen auch etwas spezieller an. Der DAF 55 wurde von Giovanni Michelotti designet. Dieser entwarf auch schon Karosserien für Ferrari und BMW. Das typische Michelotti-Design mit der um die Scheinwerfer geformten Motorhaube ist auch bei diesem kleinen skurrilen Wagen erkennbar. So ist es nicht verwunderlich, dass das Modell so viele Liebhaber hat und in den Jahren 1967-1972 ganze 164.000 Fahrzeuge hergestellt wurden. Ein paar Einzelheiten zu seinem DAF 55 hat uns Hans-Günther verraten: So schätzt er sehr den für diese Klasse großvolumigen Kofferraum des Coupés, den luftigen Innenraum und das große, schon vom Werk aus eingebaute Stahlschiebedach. Wer den Blinkerhebel sucht, findet ihn rechts vom Lenkrad und dieser Hebel ist zugleich fürs Hupen zuständig. Ungewohnt ist auch die Lage des Lichtschalters. Er versteckt sich äußerst rechts vom Heizungsregler, ist also nur mit gestrecktem Arm zu bedienen. Aber wer das einmal weiß, dem gefällt der DAF 55.

Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
bei meinWesel veröffentlicht

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