Ja, die ersten Exemplare des Opel Kadett E sind bereits 32 Jahre auf den Straßen unterwegs. Ein nicht ganz typisches „Kadett-Leben“ hat unser Januar-Oldtimer bislang hinter sich gebracht: Erstmals zum Straßenverkehr zugelassen am 15.04.1988, verbrachte er 19 Jahre lang das geruhsame Leben eines „Rentner-Fahrzeugs“, bestehend aus beheiztem Garagenstellplatz, sonntäglichen Familienbesuchen, gelegentlichen Einkaufsfahrten und viel Pflege sowie Werkstattbesuchen nach Wartungsheftvorgabe – 40.000 km lang.
Die nachfolgenden Jahre beim Vater des jetzigen Besitzers hingegen entsprachen weitaus mehr dem typischen Alltag eines kompakten Opel der Mittelklasse: Viel Arbeit, einschließlich täglicher Fahrten zur Firma, überwiegend Aufenthalt im Freien und gelegentliche Pflege – in diesem Fall ebenfalls rund 40.000 km lang.
Das dritte Kapitel im Leben der mineralroten Schräghecklimousine begann 2013. 25 Jahre jung, knapp 80.000 km auf dem Zähler und nun zum „Youngtimer“ erklärt heißt die Fahrtrichtung seitdem „Oldtimergutachten 2018“. Die Blessuren der vergangenen Jahre sind überwiegend behoben, „lediglich eine Roststelle am vorderen Kotflügel leistet beharrlich Widerstand, wird jedoch im nächsten Sommer auch den Abenden in der heimischen Werkstatt zum Opfer fallen“, gibt sich Besitzer Jan-Simon forsch selbst den Auftrag. Und die Begründung folgt sofort: „Immerhin will ich mit dem Auto noch eine Deutschlandtour machen!“.
Zwar ist der Kadett mit 1,6l Hubraum und 75 PS bei knapp 980kg Leergewicht nicht unbedingt schwach auf der Brust, aber die Drei-Stufen-Automatik verbietet den Betrieb mit dem familieneigenen Wohnwagen. Die Lösung: Der Faltcaravan IFA Camptourist CT 6-2 wiegt nur 320 kg, bietet bequem für zwei Personen Platz und wurde von einem Freund zu einem mehr als fairen Kurs verkauft. Also: Ein junger Ingenieur, der die deutsch-deutsche Teilung nur aus dem Geschichtsbuch kennt, wird mit einem bilateralen Gespann aus Rüsselsheim und Olbernhau das vereinte Deutschland bereisen. Wenn der Sommer wieder kommt…
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"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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