Heute stellen die Oldtimerfreunde Schermbeck einen Youngtimer vor. Als Youngtimer bezeichnen die Vereinsmitglieder Automobile, die bereits als Liebhaberfahrzeuge genutzt werden, aber noch keine Oldtimer im eigentlichen Sinne sind. So ein Fahrzeug besitzt Wolfgang. Er nennt seinen roten Honda Prelude BA4 liebevoll ,,Meine Flunder".
Das Aussteigen seiner Partnerin auf der Beifahrerseite zum Bordstein hin ist ohne Hilfe durch Wolfgang kaum möglich. Wer sich dieses „Anschieben“ nur kurz bildlich vorstellt, kennt auch den Grund, warum die Vorbesitzerin das Auto nach langer Nutzung 2014 verkaufen musste: Das Ein- und Aussteigen wurde mit zunehmendem Alter immer mühsamer und war alleine für die ältere Dame kaum zu schaffen.
Der angehende Oldtimer, Erstzulassung 1991, wird in zweieinhalb Jahren 30 Jahre alt und ist damit dann Anwärter aufein H-Gutachten, um als historisches Fahrzeug geführt zu werden. Technische Daten: 2000 cm3 Hubraum, 140 PS (103 kW), einklappbare Scheinwerfer, Lederausstattung, Klimaanlage, Glasschiebedach, Tieferlegung, Schaltwagen. Der Honda Prelude wurde als Mittelklasse-Sportcoupé designt. Der Name Prelude bedeutet auf Deutsch so viel wie „Vorspiel“, „Auftakt" oder „Einleitung“. Die Bezeichnung geht darauf zurück, dass dieses Modell im Laufe der Bauzeit zu Hondas Technologie-Versuchsträger wurde. Zahlreiche Neuerungen wurden erstmals in Serie in dem Wagen verbaut.
Der Prelude der sogenannten dritten Generation war motorisiert mit einem 2,0-Liter-Aggregat, das in verschiedenen Leistungsstufen angeboten wurde. Kombiniert wurden diese Motoren entweder mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe oder der Vierstufen-Automatik. Die technische Neuerung dieses Prelude war die erste in einem SerienFahrzeug lieferbare, lenkwinkelabhängige Vierrad-Lenkung. Diese Technik bewirkte eine verbesserte Kurvenlage, sowie einen um etwa einen Meter verringerten Wendekreis. Bei Honda wird dieses System 4WS (Four-Wheel Steering) genannt. 1989 bekam der Prelude ein Facelift mit weißen Blinkern vorn und hinten sowie überarbeiteten Armaturen. Die Leistung des Spitzenmodells wurde von 101 kW (137 PS) auf 103 kW (140 PS) gesteigert.
Trotz der niedrigen Erscheinung ist der Wagen aufgrund seiner etwas kantigen Bauweise sehr überschaubar und punktet im Innenbereich mit übersichtlich angeordneten Instrumenten und Schaltern und einer guten Verarbeitung. Aufgrund des Alters - und leider zur damaligen Zeit Honda-typisch – ist der ABS-Sensor sehr anfällig, dazu kommen das übliche Rost-Problem und teure Ersatzteile, die nur schwer zu finden sind. Aber das weiß Wolfgang und agiert dementsprechend. Der Prelude ist und bleibt mit seiner Vierradlenkung ein seltener Exot, der der Nachwelt erhalten bleiben sollte.
Mein neuer Besitzer und seine beiden Kinder haben mit viel Freude und Fleiß an meiner Genesung gearbeitet. So wurden alle meine Kühlwasser- und Bremsschläuche gewechselt, die Bremsen instand gesetzt sowie zahlreiche kosmetische Feinheiten durchgeführt. Sogar mein altes Autoradio der Firma Becker erhielt ich zurück und als „Ausgehschuhe“ originale Alufelgen, auf die ich 31 Jahre gewartet habe. An meinem Blechkleid waren keine Arbeiten nötig. Nun bin ich ein richtiges Schönwetter-Auto geworden und hoffe, dass wir noch eine lange gemeinsame Zeit zusammen haben werden. Denn ich lebe nun nach dem Motto 'Stirb an einem anderen Tag'."
Dieser Artikel wurde in der Kolumne
"Oldtimerfreunde Schermbeck e.V. und ihre Schätze"
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